Unsere Welt wird zerrissen von religiösen und weltanschaulichen Gegensätzen. Eine globale Ethik gibt es erst in zaghaften Ansätzen. Die Religionen sind ebenso eine Quelle für positive Werte wir für immer neuen Streit. Dieses Buch sucht nach einer gemeinsamen Grundlage für eine säkulare Ethik − eine Ethik, zwar im Gespräch mit Religion und Wissenschaft, aber ohne Bindung an Glaubensvorstellungen. Sie knüpft an die westliche Philosophie an und entwickelt aus der buddhistischen Überlieferung eine Ethik ohne Dogma.
Ein großes Verdienst dieses Buches ist der Versuch, die Begriffe Karma und Wiedergeburt zu entmythologisieren. Brodbeck interpretiert auf dem Hintergrund psychologischer Einsichten Karma als verfestigte Handlungsmuster, die aus wiederholten Handlungen resultieren. Diese Muster werden familiär und kulturell tradiert und können so in immer neuen Personen wiederholt, „wiedergeboren“ werden. Mit dieser rationalen Reformulierung sucht Brodbeck die Aporien der klassischen buddhistischen Karma-Lehren zu lösen. Sein Buch will in erster Linie ethische Begründungen aus buddhistischer Sicht für das Handeln in der Welt geben, erst in zweiter Linie geht es um Befreiung und Erwachen. Aus buddhistischer Perspektive geht es hier also um eine „weltliche“ und insofern säkulare Ethik. „Sie beharrt auf der Möglichkeit, das Leiden in der Welt zu reduzieren. Dies aber nicht von außen, sondern jeweils durch das Bewusstsein des Einzelnen hindurch. Die Menschen … müssen mehr und mehr lernen, ihre eigenen Umstände zu erkennen. Dann können sie frei entscheiden, wie sie Leiden mindern wollen.“ Brodbecks Überlegungen zu einer zeitgemäßen Grundlegung buddhistischer Ethik sind anregend und gut zu lesen.
Karl-Heinz Brodbeck ist ein deutscher Philosoph, Kreativitätsforscher, Ökonom und Wirtschaftsethiker.
Read More