Die Hilfreiche (“rechte”) Sichtweise, Ansicht oder Einstellung (Pali: sammā ditthi) ist ein grundlegender Aspekt des buddhistischen Achtfachen Pfades. Sie bedeutet, eine Perspektive einzunehmen, die den existenziellen Problemen des Lebens (Alter, Krankheit, Tod etc.) und des Menschseins an sich gerecht wird. Dies wird als Voraussetzung angesehen, die Ursachen für die leidhaften Aspekte des Lebens zu erkennen. Diese Sichtweise dient als Leitfaden für ein ethisches Leben und betont, dass unsere Taten, Worte und Gedanken Konsequenzen haben, die von ihren ethischen Grundlagen geprägt sind – nützliche Ergebnisse entstehen durch Großzügigkeit und Güte, während schädliche Konsequenzen aus Gier und Hass resultieren. Die Hilfreiche Sichtweise ist zentral für den buddhistischen Weg und lenkt auch die Praxis der anderen Aspekte des Achtfachen Pfades, indem sie den Fokus auf das letztendliche Ziel richtet: die “Befreiung vom Leiden”

Der Achtfache Pfad beginnt traditionell mit der Hilfreichen Sichtweise, weil sie die Richtung für einen Umgang mit den Problemen des Lebens vorgibt. Sie erkennt an, dass äußere Ereignisse zwar zur Unzufriedenheit beitragen können, ein Ende der Unzufriedenheit aber erst möglich ist, wenn die eigenen inneren psychologischen Ursachen erkannt und beseitigt sind. Unsere Taten, Worte und Gedanken werden weitgehend von unseren Ansichten beeinflusst, von denen uns viele kaum bewusst sind. Diese Ansichten umfassen die Orientierungen, Perspektiven und Überzeugungen, mit denen wir uns und unsere Umgebung interpretieren. Sie bilden die Grundlage für unsere Lebensentscheidungen. Oft sind unsere grundlegenden Ansichten so tief verwurzelt und automatisch, dass wir sie nicht als bloße Perspektiven erkennen, sondern sie als die absolute Realität der Dinge wahrnehmen.

Darüber hinaus ist ditthi (Pali: Ansicht, Glaube, Meinung; Theorie, Doktrin) auch ein zentraler Begriff, der das Festhalten an Meinungen und Überzeugungen beschreibt, seien es eigene oder die einer Gruppe (Nicht hilfreiche Sichtweise). In einem der ältesten buddhistischen Texte wendet sich der Buddha gegen das Übel, eigene Überzeugungen in den Vordergrund stellen oder daraus eine Lehre machen. Er empfiehlt, an eigenen Überzeugungen nicht krampfhaft festzuhalten, d.h. stets offen zu sein und auf diese Weise Konflikten vorzubeugen (Dutthatthaka-Sutta, Sutta Nipāta 4.3, Boshaft, ältere Übersetzung ins Deutsche)