Der Guide zum Start einer lokalen Meditationsgruppe

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Von Buddhastiftung

Schritt für Schritt vom Start einer lokalen Meditationsgruppe bis zum Aufbau einer Gemeinschaft

 

1. Wie gründe ich eine lokale Meditationsgruppe?

Wer für sich den Wert der Meditation entdeckt hat sucht oft eine Möglichkeit, die Praxis weiterzuentwickeln oder zu festigen. Dazu ist es hilfreich, sich einer lokalen Meditationsgruppe oder Gemeinschaft anzuschließen. Es gibt bereits viele lokale und regionale Meditationsgruppen, die von Menschen gegründet wurden, die früher selbst einmal am Anfang auf der Suche waren. Wenn es in deiner Gegend keine Gruppe gibt, hast du dir vielleicht schon überlegt, selbst eine neue Gruppe zu gründen.
Dazu wurden wir dir im folgenden praktische Tipps geben, die aus unserer eigenen Arbeit mit einer Gruppe entstanden sind.

 

2. Wie finde ich einen geeigneten Ort für die Meditationstreffen?

Idealerweise hat der Raum für die Meditationsgruppe eine ruhige und angenehme Umgebung, wo sie sich ungestört treffen kann. Für den Anfang, besonders wenn nur wenige Teilnehmer in der Gruppe sind, kann das Wohnzimmer von jemandem zu Hause ein geeigneter Ort sein. Wenn die Meditierenden dazu bereit sind, kann der Veranstaltungsort zwischen den Mitgliedern wechseln.
Die Meditationsgruppe muss nicht immer physisch zusammen sitzen. Sie kann auch virtuell sein, indem sie sich z.B. online über Zoom trifft, so wie wir das in unserer Vipassana-online-Meditations-Gruppe tun. Auf diese Weise kann die Online-Gruppe ein Netzwerk von Menschen darstellen, die in Kontakt bleiben möchten, um gemeinsam zu meditieren, über ihre Praxis zu reflektieren und um sich gegenseitig zu unterstützen.

 

3. Wie viele Personen braucht man für eine Meditationsgruppe?

Einige Gruppen laufen erfolgreich mit nur zwei oder drei regelmäßigen Mitgliedern über einen Zeitraum von Jahren. Eine größere Gruppe erzeugt jedoch im Allgemeinen mehr Energie und bietet eine reichere Gruppenmeditationserfahrung. Außerdem nimmt eine größere Gruppe dem einen oder anderen den subjektiv wahrgenommenen Druck, vermeintlich an jeder Sitzung teilzunehmen zu müssen. Die Dynamik einer Gruppe wird durch ihre Größe beeinflusst. Wenn du z.B. eine Diskussion oder einen Austausch in der Gruppe wünschst, fühlen sich manche Leute vielleicht wohler, wenn sie in einer kleineren Gruppe sprechen, bei anderen ist es umgekehrt.
Wenn die Gruppe eine stabile Gruppengröße erreicht hat, können unter Umständen mehrere Termine pro Woche zu unterschiedlichen Zeiten angeboten werden, um so möglichst vielen Menschen Termine anbieten zu können.

 

4. Was ist mit Menschen, die eine Anleitung zur Meditation wünschen oder benötigen?

Grundlegende Anweisungen und Anleitungen für Anfänger können von Gruppenmitgliedern gegeben werden, die sich dies zutrauen und eine längere und kontinuierliche eigene Meditationspraxis haben. Die Teilnahme an mehrtägigen Meditations-Retreats oder Kursen, die von einem erfahrenen Dharma-Lehrer geleitet werden sind dabei sehr hilfreich, um die Gruppenpraxis zu vertiefen und zu erweitern.

 

5. Wie gestalte ich die Meditationssitzungen?

Typische Sitzungen sind meist eine Kombination der folgenden drei Elemente:
1. Meditation
Eine Zeit stiller Sitzmeditation oder geführter Meditation (30-60 Minuten), oft auch als Sitz- und Gehmeditation im Wechsel
2. Eine Tee- (und/oder Gesprächs-) Pause
3. Austausch und Diskussion
Das Anhören eines aufgezeichneten Dharma-Vortrags als Audio oder Video; ein Vortrag von jemandem aus der Gruppe oder einem Gastredner (kürzere Vorträge funktionieren in der Regel am besten); ein im Voraus festgelegtes Diskussionsthema, das vielleicht von einem Mitglied der Gruppe vorgestellt und geleitet wird; eine Sitzung zum Austausch, z.B. inspirierende Gedichte oder Texte, oder der Austausch von Erfahrungen in Bezug auf ein bestimmtes Thema.

 

6. Wann und wie oft trifft man sich?

Die meisten Gruppen treffen sich in der Regel an einem Wochentag abends, wöchentlich oder vierzehntägig, für ein bis zwei Stunden. Es ist auch möglich, sich am Wochenende tagsüber zu treffen, was den Vorteil hat, dass man wacher ist, um zu sitzen und zu diskutieren, aber es kann schwieriger sein, Menschen dazu zu bringen, sich zu regelmäßigen Wochenendtreffen zu verpflichten.

 

7. Wie mache ich die Gruppe bekannt?

Dies hängt im Wesentlichen davon ab, wo die Gruppe entsteht und welche Menschen sie zuerst ansprechen möchte. Auch für eine Meditationsgruppe gelten die üblichen Regeln der „Vermarktung“, wenn man ein breiteres Publikum erreichen will.

1. Internet
1.1 Buddhastiftung
Die Buddhastiftung kann am Anfang Hilfestellung geben und
– deine Meditationsgruppe aufführen im Verzeichnis des säkularen buddhistischen Netzwerks und
– die Termine der Gruppe im Veranstaltungskalender der Buddhastiftung veröffentlichen
–Zoom Meetings deiner über unseren Account bereitstellen (der kostenlose Zoom-Account ist auf 40 min zeitlich begrenzt). Melde sich einfach bei uns.
1.2 Google
Auf Dauer solltest du ein Google-Konto anlegen für deine Gruppe (oder einen entsprechenden Account anderswo). Damit hast du fürs erste eine Email-Adresse, einen Kalender (auch öffentlich) und die anderen Tools wie Dokumente und Speicherplatz. Wenn die Gruppe schon stabil ist, empfiehlt es sich aus dem Gruppenkonto ein (kostenfreies) “Unternehmenskonto” zu machen, damit wird die Gruppe auf Google sichtbar.
Wenn ihr einen festen Ort habt, wo ihr euch trefft, solltest du die Adresse eurer Meditationsgruppe bei Google-Maps eintragen. Dort kannst du dann die Meditationstermine eintragen, Bilder hochladen etc. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt, um als Gruppe bei der regionalen Suche gefunden und gelistet zu werden! Hier als Beispiel der Google-Maps-Eintrag unserer lokalen Gruppe.
1.3 Facebook und Co.
Erstelle ein Facebook-Profil oder Profil bei Instagram oder Twitter (oder Profil auf einer anderen Plattform). Dort kannst du die Termine der Meditationsgruppe und anderes verbreiten.
1.4 Eigene Website
Wenn die Gruppe grösser ist, wirst du vielleicht ein eigene Website erstellen wollen. Für den Anfang ist das aber nicht das wichtigste.
1.5 Email
Sende E-Mails an Freunde, die interessiert sein könnten und beginne vielleicht einen regelmässigen Newsletter. Ein guter und kostenloser Provider mit Datenschutz nach DSGVO ist Sendinblue.

2. Printmedien
Erstelle Flyer oder Broschüren und verteile sie in lokalen Zentren, wie z.B. Bildungseinrichtungen, Gemeindezentren, Arztpraxen, Kliniken für Komplementärmedizin, Naturkostläden, Kiosken, Bibliotheken usw.
Schalten eine Anzeige in einer lokalen (online-) Zeitung oder einem „alternativen” Stadtmagazin.

3. Mund zu Mund Propaganda
Bitten Freunde, Familie oder Kollegen, das Thema weiterzuverbreiten. 

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8. Wie kommuniziere ich mit den Gruppenteilnehmern?

Ein Gruppen-Newsletter hält die Teilnehmer auf dem Laufenden. Alternative Möglichkeiten sind ein WhatsApp-Gruppen-Account oder ein gemeinsamer Google-Account mit Kalender oder eine der anderen zahlreichen Möglichkeiten sich elektronisch zu vernetzen. Manchmal reicht auch einfach einen Anruf, solange die Gruppe klein ist, man kann einen Gruppen-Anruf einfach und schnell über ein Smartphone starten.
Über Doodle können Termine gefunden werden, die allen passen.

 

9. Wie verankerte ich die lokale Meditationsgruppe vor Ort?

Wenn die Gruppe wächst, müsst ihr in Betracht ziehen, regelmäßig einen Raum oder Saal zu mieten. Dies kann durch ein „Abonnement“ oder eine „Sitzungsgebühr” bezahlt werden, die so berechnet wird, dass sie die Kosten deckt, mit einer kleinen Reserve für Sitzungen, bei denen die Teilnehmerzahl geringer ist. Wichtig ist, die Kostenfrage vorab eindeutig zu kommunizieren und festzulegen!
Geeignete Veranstaltungsorte können Räume in einem Gemeindezentren sein, oder ein Versammlungsraum einer religiösen Gemeinschaft, ein von einer anderen buddhistischen oder spirituellen Gruppe betriebenes Zentrum, ein Raum in einer Arztpraxis oder einer Yogapraxis, Räume in einer Schule oder einem Sportzentrum. Speziell in großen Städten kann es eine Weile dauern, bis man geeignete Räume zu einem geeigneten Zeitpunkt und einem geeigneten Preis gefunden hat. Wichtig ist zu berücksichtigen, wie die Park Situation ist und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und gegebenenfalls Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderung.
Wenn man einen dauerhaften Meditationsraum gefunden hat, kann überlegt werden, gemeinsam Sitzkissen und Matten anzuschaffen, damit die Teilnehmer diese für die Abende nicht immer mitbringen müssen.

 

10. Wie soll sich die Meditationsgruppe organisieren?

Vor allem bei größeren Gruppen ist es hilfreich, verschiedene Rollen oder Aufgaben innerhalb der Gruppenstruktur und -organisation festzulegen und Einzelpersonen (oder eine kleine Gruppe) als Verantwortliche für einen bestimmten Zeitraum zu benennen.
Typische Funktionen in einer Meditationsgruppe sind:
Ein Meditations-Gruppenkoordinator, der die regelmäßigen Treffen organisiert
Ein Gruppenmitglied, das die Kommunikation nach innen und außen verantwortet (Korrespondenz im Rahmen der Gruppe, Newsletter etc.).
Eine Kontaktperson als persönlicher Ansprechpartner und für die Beantwortung von Anfragen
Ein „Schatzmeister“, der sich um die finanziellen Aspekte der Gruppe kümmert, einschließlich eines Bankkontos, falls eines benötigt wird (z.B. für die Raummiete)
Ein Veranstaltungsorganisator, der sich um Kontaktaufnahme zu Lehrern kümmert, Veranstaltungen außerhalb der regelmäßigen Meditationsabende organisiert und eventuell gemeinsame Aktivitäten der Meditationsgruppe.
Wichtig ist auch, dass in der Gruppe ein Konsens hergestellt wird, wie Entscheidungen gefällt werden, z.B. mit einfacher Mehrheit oder mit 2/3 Mehrheit. Vielleicht will die Gruppe auch für einen bestimmten Zeitraum Entscheidungen an ein gewähltes Gremium übertragen, um ständige Diskussionen einer größeren Gruppe möglichst zu vermeiden.

 

11. Was ist bei Tages- und Wochenend-Retreats zu berücksichtigen?

Ein Tages- oder Wochenend-Retreat bietet den Gruppenmitgliedern die Möglichkeit zu einer tieferen und nachhaltigeren Meditationspraxis. Es kann auch eine Möglichkeit sein, neue Mitglieder für Ihre Meditationsgruppe zu gewinnen, wenn es breiter beworben wird. Solche Tage sind oft sowohl für diejenigen geeignet, die neu in die Meditationspraxis einsteigen, als auch für erfahrene Praktizierende, da grundlegende Meditationsanweisungen gegeben werden können.
Tagesretreats oder Meditationstage werden in der Regel in Stille abgehalten, abgesehen von den Meditationsanweisungen und Dharma-Vorträgen durch eine Lehrerin. Die Mittagspause kann auch in Stille abgehalten werden, obwohl dies für diejenigen, die neu in der Meditation oder in Retreats sind, unangenehm sein kann. Eine Möglichkeit, dies anzusprechen, könnte sein, eine Frage- und Antwort- oder Diskussionsrunde einzubauen, die von einem Lehrer oder erfahrenen Mitglied der Meditationsgruppe geleitet wird.
Ihr benötigt eine ruhige, ausreichend temperierten Halle, die für die Anzahl der zu erwartenden Teilnehmer geeignet ist, idealerweise mit genügend Platz für Gehmeditation, entweder drinnen oder draußen. Erinnert die Teilnehmer daran, Matten, Kissen, Decken usw. mitzubringen und bequeme Kleidung zu tragen.
Normalerweise werden die Kosten für den Raum oder die Halle (plus alle anderen administrativen Kosten, einschließlich der Reise- und Unterbringungskosten des Lehrers) durch eine Gebühr gedeckt, die von den Teilnehmern erhoben wird – in der Regel etwa 10-30 Euro für einen Tag. Zusätzlich zu dieser Gebühr wird normalerweise eine Kiste oder Schale aufgestellt, um Dana (Spende an den Lehrer für die Lehrtätigkeit) für die Lehrenden zu erhalten, die in der Regel für die Lehrtätigkeit kein Honorar verlangen. Dana und seine Funktion sollten von einem der der Retreat-Organisatoren kurz erklärt werden.
Wenn die Verpflegung nicht durch die Retreat-Organisatoren erfolgt, müssen die Teilnehmer darauf hingewiesen werden, ihre Mahlzeiten selbst mitzubringen. Trinkwasser, Tee oder andere Getränke bzw. Tassen oder Becher sollten bereitgestellt werden.

 

12. Wie organisiere ich als Meditationsgruppe selbstgeleitete Retreats?

Es ist auch möglich, als Meditationsgruppe “selbstgeleitete” Tagesretreats oder Meditationstage zu veranstalten, vielleicht bei jemandem zu Hause (unter Nutzung des Gartens für die Gehmeditation), bei denen jeder nach einem vorher vereinbarten Zeitplan Sitz- und Gehmeditation übt, vielleicht ergänzt mit einem aufgezeichneten Dharma-Vortrag und einem gemeinsamen Essen.

13. Wie strukturiere ich die Themen in der Meditationsgruppe?

Es ist von Vorteil, wenn für einen längeren, aber überschaubaren Zeitraum von mehreren Monaten Themen bzw. Schwerpunkte der Gruppenarbeit festgelegt werden.
Als Meditationsgruppe, die sich dem säkularen Dharma bzw. Buddhismus verbunden fühlt, liegt es nahe, sich diesen Themenbereich zu erarbeiten.
Dazu eignet sich das „Arbeitsbuch säkularer Buddhismus“, das die wesentlichen buddhistischen Themenbereiche aus einer säkularen Perspektive behandelt. Es ist gedacht als begleitendes Werkzeug zum Grundlagenwerk von Stephen Batchelor „Jenseits des Buddhismus“. Diese Kombination bietet einen großen und gleichzeitig strukturierten Fundus an Themen und begleitenden Fragen, die für eine Gruppendiskussion konzipiert worden sind. Das „Arbeitsbuch säkularer Buddhismus“ ist das Ergebnis der strukturierten Arbeit von zwei Meditationsgruppen bzw. Sanghas, die diesen Weg über viele Monate gegangen sind, es ist also praxiserprobt.
Für größere Gruppen können zusätzliche separate Treffen eingerichtet werden, um bestimmte Aspekte des Dharma zu studieren oder um bestimmte Formen der Meditationspraxis zu erforschen. Solche Gruppen können sich in regelmäßigen Abständen treffen, monatlich oder zweimonatlich.

 

14. Auf dem Weg von der Meditationsgruppe zur lokalen oder regionalen Gemeinschaft/Sangha

Die Meditationsgruppe hat es selbst in der Hand mehr zu werden als nur alle zwei Wochen gemeinsam zu sitzen. Es können gemeinschaftliche Unternehmungen geplant werden wie gemeinsames Kochen, Filmgruppen, Buchgruppen, Frauengruppen um nur einige Ideen zu nennen. Die Gruppe wird sich eines Tages vielleicht entscheiden wollen, die entstandene Gemeinschaft als geschlossene Gruppe weiterzuführen oder stets offen zu sein für neue Mitglieder.

Möge der eingeschlagene Pfad zum Ziel führen, einer Kultur des Erwachens näherzukommen.

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