In Lektion 1 haben wir gesehen, wie der Säkulare Buddhismus hauptsächlich aus bestimmten „modernisierenden“ Strömungen innerhalb Theravada-Buddhismus entstanden ist, insbesondere aus der Vipassana-Bewegung. Der Säkulare Buddhismus kann als eine noch grundlegendere Infragestellung der Sichtweisen und Praktiken verschiedener traditioneller Formen des asiatischen Buddhismus im Interesse einer tieferen Verwurzelung des Dharma in der westlichen Kultur gesehen werden.

Während sich der Säkulare Buddhismus noch in der Entwicklung befindet und es keine Orthodoxie gibt und geben soll, der sich die säkularen Buddhisten anschließen sollten, gehen säkulare Buddhisten davon aus, dass die ursprünglichen Einsichten Gotamas für die Förderung des menschlichen Gedeihens von entscheidender Bedeutung sind und dass sie nur dann für unsere heutige Gesellschaft wiedergewonnen und weiterentwickelt werden können, wenn sie von den brahmanischen (später hinduistischen) und anderen kulturellen Zugehörigkeiten, die zu integralen Bestandteilen der traditionellen oder institutionellen Formen des Buddhismus wurden, getrennt werden.

Indem sie diese Einsichten betonen und weiterentwickeln, versuchen säkulare Buddhisten, den Dharma zu einem pragmatischen und ethischen Leitfaden zu machen, der für unsere Gesellschaft relevant und für das Gedeihen des Einzelnen und der Gesellschaft wesentlich ist. In diesem Sinne ist der säkulare Buddhismus nicht antireligiös, sondern eine praktische Lebensphilosophie, die unsere höchsten Werte und grundlegendsten Anliegen als menschliche Wesen in den Mittelpunkt stellt.

Säkularer Buddhismus als gelebte Praxis im Kurs

Wir denken, dass eine säkulare Herangehensweise an den Dharma eine wertvolle Perspektive ist, die einen transformativen Einfluss auf unser Leben haben und zum sozialen Wandel beitragen kann. Wir sind jedoch nicht daran interessiert, eine „neue buddhistische Orthodoxie“ zu fördern, und wir ermutigen zu vielfältigen Perspektiven und Ansichten zu den im Kurs behandelten Themen. Wir ermutigen alle, das Kursmaterial in diesem Sinne zu erforschen und sich in Diskussionen mit anderen als „Mitgestaltende“ eines säkularen Zugangs zum Dharma einzubringen!

Um einen offenen und respektvollen Dialog unter den Kursteilnehmern zu fördern, halten wir es für wichtig, achtsam in der Kommunikation und sein und folgendes zu berücksichtigen:

1. Wir betrachten Stephen Batchelors Interpretation des säkularen Buddhismus als eine wertvolle Ressource für die Entwicklung des Säkularen Buddhismus und nicht als vollständig, endgültig oder einzige Möglichkeit der Interpretationsmöglichkeit. Der Säkulare Buddhismus ist eine sich entwickelnde Bewegung, die eine Vielzahl von Stimmen und Perspektiven umfasst.

2. Wir stellen den säkularen Buddhismus nicht als „reine“ oder „überlegene“ Form des Buddhismus dar. Wir respektieren andere Traditionen und Interpretationen des Buddhismus. Den Säkularen Buddhismus sehen wir als wichtigen und legitimen Weg, um den Einsichten von Gotama, dem historischen Buddha, für unsere heutige Welt Relevanz zu verleihen.

3. Wir glauben nicht, dass der säkulare Buddhismus (oder irgendeine Form des traditionellen Buddhismus) alle Antworten auf die vielen komplexen Herausforderungen unserer Welt hat. Stattdessen sehen wir den säkularen Buddhismus als eine von mehreren Wegen den Dharma zu praktizieren, um eine hilfreiche Rolle für das Wohlergehen aller fühlenden Wesen und der Schaffung einer gerechteren Gesellschaft spielen zu können, einschließlich:

•            Psychologischen Theorien und Therapien, die sich an Achtsamkeit, Mitgefühl und Wohlbefinden orientieren

•            Kritischer Sozialtheorien, die die institutionellen und systemischen Ursachen des Leidens analysieren

•            Ethischen Philosophien, die auf dem Ziel des Wohlergehens aller Wesen basieren

•            Politischen Bewegungen, die sich mit unseren wichtigsten Herausforderungen wie dem Klimawandel, Überbevölkerung, verschiedenen Formen der Diskriminierung und wirtschaftlicher Ungleichheit befassen

•            Anderen spirituellen Traditionen (sowohl im Osten als auch im Westen), die die Werte des Mitgefühls und der universellen Liebe betonen