Definition

Sati (Achtsamkeit) ist eine dem Menschen angeborene Fähigkeit, die es erlaubt sich etwas zu vergegenwärtigen bzw. präsent zu machen. Sie hilft zum Beispiel dabei den gegenwärtigen Moment bewusst zu machen, sich auf den Atem zu fokussieren oder ein vergangenes Geschehen zu reflektieren, ohne sich in Gedanken oder Emotion zu verlieren. Der Buddha versteht die Schulung der Achtsamkeit (Sati) als eine wichtige Praxis und Teil des Achtfachen Pfades. Sie bildet die Grundlage für Einsichtsmeditation (Vipassana) und ethisches Verhalten.

Übersetzung und Wortherkunft

  • Pali: Sati
  • Sanskrit: Smriti – Begriff für Texte und Überlieferungen, die erinnert wurden.
  • Übersetzung: Achtsamkeit, Erinnerung, Präsenz
  • Etymologie: Der Begriff stammt von der Wurzel sar (sich an etwas erinnern, etwas im Bewusstsein halten)
  • Synonyme: Gewahrsein, Geistesgegenwart

Beschreibung und Bedeutung

Sati ist eine menschliche Fähigkeit, der in der buddhistischen Praxis große Bedeutung zukommt. Sie besteht darin, etwas im Zentrum der Aufmerksamkeit zu halten und so die Aufmerksamkeit auf etwas auszurichten, das bewusst erlebt und verstanden werden soll. Zusammen mit anderen mentalen Fähigkeiten, wie dem klaren Verständnis (Sampajāna) und einer bedachten Anwendung der Aufmerksamkeit (Yoniso Manasikāra), hilft die Achtsamkeit dabei, uns auf ein Erleben auszurichten, es zu verstehen, in Beziehung dazu zu gehen, ohne dass uns eventuell auftretende Gedanken, Impulse oder Emotionen in ihren Bann schlagen. Auf diese Weise unterstützt Achtsamkeit die Entwicklung von Einsicht (Vipassana) und hilft dabei Impulse und Muster zu durchbrechen, wodurch Wahlmöglichkeiten hin zu einem bewussten und ethischen Handeln entstehen.

Sati im Säkularen Buddhismus

Im Säkularen Buddhismus wird Sati als eine entwickelbare kognitive Fähigkeit verstanden, die durch eine gezielte Praxis in der formalen Meditation ebenso wie im täglichen Leben gefördert wird. Sie dient dazu, Reaktivität zu reduzieren, Impulse und Emotionen zu regulieren, um bewusstere Entscheidungen zu treffen und geistige Klarheit zu entwickeln. Moderne Achtsamkeitspraktiken, wie die MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction), basieren auf dem buddhistischen Verständnis von Achtsamkeit (Sati), wobei die anderen Aspekte des Achtfachen Pfades wie Ethik oder angemessen Sichtweise in den Hintergrund gestellt werden.

Sati in Theravada und Mahayana

Im Theravada-Buddhismus ist Sati ein zentraler Aspekte der Sammlungs- (Samatha) und Vipassana-Praxis und wird in den Satipatthana-Suttas detailliert beschrieben. 

Im Mahayana-Buddhismus wird Sati oft mit Bodhicitta (dem Erwachen-Wollen) verbunden und betont in Schulen wie Zen und tibetischem Buddhismus als Mittel zur Befreiung.

Bezug zu westlichen Konzepten

Der Begriff der Achtsamkeit (Sati) wurde in zahlreiche modernen westliche psychologische Ansätze aufgenommen und prägt die westliche Psychologie heute stark. In der stoischen Philosophie findet sich eine ähnliche Betonung auf die Bedeutung der Geistesgegenwart und bewussten Lebensführung.

Bezug zur täglichen Praxis und ethischem Leben

Achtsamkeit (Sati) lässt sich sowohl in der formalen Meditation als auch im Alltag kultivieren. Sie wird immer dann geschult, wenn wir bewusst ein Erleben ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken und versuchen dieses Erleben über längere Zeit hinweg zu begleiten. Dies kann der Atem sein, im Alltag aber auch ganz gewöhnliche Erlebnisse, wie die Bewegung des Körpers im Raum, die Veränderung von Geschmack und Konsistenz beim Essen, die wechselnden Handlungsimpulse, die in uns aufkommen, die Stimmungs- und Gemütsschwankungen über den Tag hinweg bis hin zur Selbstwahrnehmung. Eine gestärkte Achtsamkeit kann zum Beispiel helfen, Impulse zu besänftigen, bewusst die Aufmerksamkeit zu lenken sowie die Empathiefähigkeit zu schulen und Zusammenhänge, problematische Denkmuster und Perspektiven zu erkennen. 

Kurze Praxis: Achtsamkeit im Alltag

  • Halte in diesem Moment inne und frage dich, welches Erleben gerade das offensichtlichste ist
  • Was ist dir besonders präsent und spürbar?
  • Nimm dir vor, dieses Erleben für einige Atemzüge mit deiner Aufmerksamkeit zu betrachten.
  • Nimm wahr, wie es sich vielleicht verändert oder aber die Aufmerksamkeit von einem anderen Erleben angezogen wird.
  • Nimm wahr, wie die Achtsamkeit vielleicht zum Erleben wieder zurückkehrt.
  • Was kannst du beobachten, wenn du mit diesem Erleben für einige Atemzüge auf diese Weise verweilst? 

Suttas zum Thema Sati

  • Satipatthana Sutta (MN 10)
    Eine grundlegende Lehrrede über die vier Grundlagen der Achtsamkeit als Mittel zur Befreiung.

  • Anapanasati Sutta (MN 118)
    Der Buddha lehrt die Praxis der Achtsamkeit auf den Atem als zentrales Meditationsobjekt.

  • Mahasatipatthana Sutta (DN 22)
    Eine detaillierte Darstellung der Achtsamkeitspraxis als Weg zur Befreiung.

Weitere Quellen

  • Bhikkhu Analayo: Satipatthana: The Direct Path to Realization. Windhorse Publications, 2003, ISBN: 978-1899579549
  • Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation. O.W. Barth Verlag, 1999, ISBN: 978-3426292155
  • Ajahn Sucitto:  Mindfulness, its friends and relatives

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