Alles brennt – Die Feuer-Rede

feuer rede alles brennt

Von Buddhastiftung

Saṁyutta Nikaya 35 > Verbundene Lehrreden 35 > SN 35.28 Ādittasutta / Ādittapariyāya Sutta

Einführung

In dieser Rede lehrt der Buddha, wie man durch Loslassen der Reaktivität die Befreiung vom Leiden erreicht.
Der Buddha erklärt die Grundlagen unserer Sinneserfahrungen und die daraus resultierenden geistigen Phänomene als “brennend” durch Leidenschaft, Abneigung, Verblendung und Leiden.
Wenn ein Praktizierender dies erkennt und erfährt, wird er desillusioniert und leidenschaftslos gegenüber den Sinnesgrundlagen und wird so von der reflexartigen Reaktivität auf Sinnesreize befreit.

Die Feuer-Rede wird auch als Beispiel für das didaktische Geschick von Gotama angesehen, sein Publikum immer so anzusprechen, dass es auf Resonanz stösst. Das Publikum in diesem Fall waren Anhänger eines Feuerkults.

Zwei Versionen in deutscher Übersetzung

Brennen

Übersetzung Anagarika Sabbamitta

Einmal hielt sich der Buddha zusammen mit tausend Mönchen und Nonnen bei Gayā auf dem Gayā-Kopf auf. Da wandte sich der Buddha an die Mönche und Nonnen:

„Mönche und Nonnen, alles brennt. Und was ist dieses Alles, das brennt?

Das Auge brennt. Bilder brennen. Sehbewusstsein brennt. Berührung mit dem Auge brennt. Das angenehme, schmerzhafte oder neutrale Gefühl, das durch Berührung mit dem Auge bedingt entsteht, brennt ebenso. Womit brennen sie? Sie brennen mit dem Feuer von Gier, Hass und Täuschung. Sie brennen mit Wiedergeburt, Alter und Tod, mit Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis, sage ich.

Das Ohr … die Nase … die Zunge … der Körper brennt. Berührungen brennen. Körperbewusstsein brennt. Berührung mit dem Körper brennt. Das angenehme, schmerzhafte oder neutrale Gefühl, das durch Berührung mit dem Körper bedingt entsteht, brennt ebenso. Womit brennen sie? Sie brennen mit dem Feuer von Gier, Hass und Täuschung. Sie brennen mit Wiedergeburt, Alter und Tod, mit Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis, sage ich.

Der Geist brennt. Gedanken brennen. Geistbewusstsein brennt. Berührung mit dem Geist brennt. Das angenehme, schmerzhafte oder neutrale Gefühl, das durch Berührung mit dem Geist bedingt entsteht, brennt ebenso. Womit brennen sie? Sie brennen mit dem Feuer von Gier, Hass und Täuschung. Sie brennen mit Wiedergeburt, Alter und Tod, mit Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis, sage ich.

Wenn er das sieht, wird ein gebildeter edler Schüler ernüchtert vom Auge, von Bildern, vom Sehbewusstsein und der Berührung mit dem Auge. Er wird ernüchtert von dem angenehmen, schmerzhaften oder neutralen Gefühl, das durch Berührung mit dem Auge bedingt entsteht.

Er wird ernüchtert vom Ohr … von der Nase … von der Zunge … vom Körper … vom Geist … von dem angenehmen, schmerzhaften oder neutralen Gefühl, das durch Berührung mit dem Geist bedingt entsteht.

Wenn er ernüchtert ist, wendet er sich ab. Wenn er sich abgewandt hat, ist er befreit. Wenn er befreit ist, weiß er, dass er befreit ist.

Er versteht: ‚Wiedergeburt ist beendet; die spirituelle Reise ist abgeschlossen; was zu tun war, ist getan; es gibt keine Rückkehr mehr zu irgendeinem Daseinszustand.‘“

Das sagte der Buddha. Zufrieden freuten sich die Mönche und Nonnen über die Worte des Buddha. Und während diese Lehrrede gesprochen wurde, wurde der Geist der tausend Mönche und Nonnen durch Nicht-Ergreifen von den Befleckungen befreit.

Quelle: Suttacentral

Alles brennt

 

Übersetzung Hellmuth Hecker 1993

Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Gayā auf der Höhe von Gayā mit 1.000 Mönchen. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche:

„Alles, ihr Mönche, ist in Brand. Was alles aber, ihr Mönche, ist in Brand?

Das Auge, ihr Mönche, und die Formen, das Ohr und die Töne, die Nase und die Düfte, die Zunge und die Säfte, der Körper und die Gegenstände, der Geist und die Dinge sind in Brand.

Das sechsfache Bewußtsein, die sechsfache Berührung und was durch die Berührung bedingt an Fühlbarem aufsteigt, sei es Wohl oder Wehe oder Weder-wehe-nach-wohl, auch das ist in Brand.

Und wodurch brennt es?

Durch Feuer der Reize, Feuer der Abwehr, Feuer der Verblendung ist es in Brand. Durch Geburt, Alter und Sterben, durch Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsinn und Verzweiflung brennt es, sag ich.

So sehend, ihr Mönche, findet der erfahrene edle Jünger nichts daran.

Nichts daran findend, wird er entreizt. Durch die Entreizung wird er erlöst: ‚Im Erlösten ist die Erlösung‘ erkennt er: ‚Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahmawandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier‘ versteht er da.“

So sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. Während aber diese Lehrdarlegung stattgefunden hatte, wurden die Herzen der 1.000 Mönche ohne Hangen von den Trieben erlöst.

Quelle: Suttacentral

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