Definition

Der Achtfache Pfad ist die umfassende Beschreibung dessen, was man im Buddhismus als Praxis versteht. Der Buddha beschreibt den Achtfachen Pfad als gangbaren Weg zur Überwindung von Leiden (Dukkha) hin zum Erwachen (Nirvana). Er besteht aus acht miteinander verbundenen Aspekten, die sich in drei Gruppen unterteilen lassen: ethische Lebensführung, geistige Schulung und angewandte Weisheit.

Übersetzung und Wortherkunft

  • Pali: Ariyo Atthangiko Maggo
  • Übersetzung: Der Edle Achtfache Pfad
  • Etymologie: Der Begriff setzt sich aus ariya (edel), atthangika (achtfach) und magga (Pfad, Weg) zusammen und bedeutet wörtlich “der edle achtfache Weg”.
  • Synonyme: Der Pfad zum Erwachen, der mittlere Weg

Beschreibung und Bedeutung

Der Achtfache Pfad ist das Kernstück der angewandten Lehre des Buddha und gleichzeitig die vierte der Vier Edlen Wahrheiten. Er bietet eine konkrete Anleitung für die Entwicklung von Weisheit, Integrität und geistiger Schulung. Die acht Elemente des Pfades sind:

  1. Angemessene Ansicht (Samma Ditthi) – Sichtweisen und Perspektiven, die Leid mindern und das Erwachen (Nirvana) fördern, wie zum Beispiel das Verständnis für die Vier Edlen Wahrheiten, die Gesetzmäßigkeiten von Karma sowie die Perspektiven von Veränderlichkeit (anicca), Unzufriedenheit (dukkha) und Nicht-Selbst (anatta).
  2. Angemessene Absicht (Samma Sankappa) – Die Kultivierung von Intentionen, die geprägt sind von Verzicht (nekkhamma), Nicht-Aggression (abyapada) und Nicht-Grausamkeit (avihimsa).
  3. Angemessene Rede (Samma Vaca) – Kommunikation, die geprägt ist vom richtigen Zeitpunkt, Wahrheitstreue, Milde, Klarheit und Wohlwollen.
  4. Angemessenes Handeln (Samma Kammanta) – Ethisches Verhalten, dass sich auf die fünf Silas, ethische Trainingsaufgaben (pañcasikkhapada), beruft.
  5. Angemessener Lebensstil (Samma Ajiva) – Ein Lebensstil, der anderen nicht schadet und ethisch verantwortungsvoll ist.
  6. Angemessene Anstrengung (Samma Vayama) – Die bewusste Förderung ausgewogener Sichtweisen, Handlungen und Geisteszustände.
  7. Angemessene Achtsamkeit (Samma Sati) – Die Schulung der bewussten Präsenz und der Fähigkeit sich dem gegenwärtigen Moment zu widmen.
  8. Angemessene Sammlung (Samma Samadhi) – Die Entwicklung eines gesammelten Herzgeistes (citta) durch die meditative Praxis.

Der Achtfache Pfad im Säkularen Buddhismus

Im Säkularen Buddhismus wird der Achtfache Pfad als praktisch anwendbare Lebensphilosophie verstanden, frei von metaphysischen Annahmen. Die Betonung liegt auf einer bewussten Gestaltung des Lebens in allen Bereichen. Sie basiert auf einer achtsamen Betrachtung aller Handlungen körperlicher, sprachlicher und gedanklicher Art sowie deren Folgen. Auf diese Weise kann jeder und jede selbst erfahren, was im Sinne des achtfachen Pfades angemessen und zuträglich ist.

Der Achtfache Pfad in Theravada und Mahayana

Im Theravada-Buddhismus ist der Achtfache Pfad die Hauptpraxis, die zu persönlicher Befreiung und Erleuchtung führt. Er wird oft in Verbindung mit der Vipassana-Meditation als Weg zur direkten Einsicht in die Natur der Realität betrachtet.

Im Mahayana-Buddhismus wird der Achtfache Pfad häufig im Zusammenhang mit dem Bodhisattva-Ideal interpretiert. Die Praxis wird nicht nur für die eigene Befreiung, sondern für das Wohl aller Wesen betont, wobei Mitgefühl und Weisheit als essenzielle Bestandteile betrachtet werden.

Bezug zu westlichen Konzepten

Der Achtfache Pfad weist Parallelen zu verschiedenen westlichen ethischen und philosophischen Ansätzen auf. In Aristoteles Konzept der Tugendethik finden wir zum Beispiel die Betonung der Charakterentwicklung durch weises und ethisches Handeln, basierend auf einem Abwägen von Extremen.

Bezug zur täglichen Praxis und ethischem Leben

Der Achtfache Pfad bildet alle Aspekte des menschliche Lebens ab. Folgt man diesem Pfad, so ist jeder Lebensbereich auch immer buddhistische Praxis. Dabei werden unterschiedliche Aspekte, Fähigkeiten und Qualitäten geschult, die sich grob aufteilen lassen in eine Schulung der mentalen Fähigkeiten, einer Vertiefung der eigenen Integrität und Ethik sowie die Fähigkeit zur Weisheit, die dabei hilft zu unterscheiden, was einem selbst und anderen zuträglich ist, und was Schaden mit sich bringt. Um die Motivation zu entwickeln sich auf diesen achtfachen Pfad zu begeben und dessen Ausrichtung und Zielsetzung zu verstehen, ist es notwendig die andern drei Edlen Wahrheiten zu verstehen.

Reflektion: Das ganze Leben als Praxis

  • Beginne damit für einige Minuten in Stille zu verweilen und fokussiere dich auf deinen Atem.
  • Lade deinen Körper, dein Spüren und Fühlen ein, ein wenig zur Ruhe zu kommen.
  • Überlege, welche Aspekte deines Lebens du als buddhistische oder spirituelle Praxis bezeichnen würdest.
  • Gibt es Lebensbereiche, die für dich nicht in dem Sinne Praxis sind oder dieser sogar entgegenstehen?
  • Welche Sichtweisen und Glaubenssätze führen dazu?
  • Was passiert, wenn du für den Moment annimmst, dass alles, was dir am Tag begegnet auch Teil deiner Praxis ist?
  • Was müsstest du lernen oder wissen, damit diese Sichtweise hilfreich wäre?

Suttas zum Thema Achtfacher Pfad

  • Mahacattarisaka Sutta (MN 117)
    Der Buddha erklärt den Achtfachen Pfad als den Weg zu rechter Weisheit und rechter Befreiung.

  • Dhammacakkappavattana Sutta (SN 56.11) (SN 56.11)
    Die erste Lehrrede des Buddha, in der er den Achtfachen Pfad als Mittel zur Beendigung des Leidens darlegt.

  • Sammaditthi Sutta (MN 9) (MN 9)
    Eine detaillierte Erklärung des Zusammenhangs zwischen rechter Ansicht und dem Achtfachen Pfad.

Weitere Quellen

  • Bhikkhu Bodhi: The Noble Eightfold Path. Buddhist Publication Society, 1994, ISBN: 978-9552401169
  • Ajahn Sucitto: Turning The Wheel Of Truth. Shambala, 2010, ISBN: 978-1590307649

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