Definition

Karma bezeichnet im Buddhismus das Prinzip von Ursache und Wirkung im ethischen Sinne. Es bezieht sich auf absichtliche Handlungen (cetana) in Gedanken, Worten und Taten, die Folgen für das eigene Erleben und Verhalten haben.

Übersetzung und Wortherkunft

  • Pali: Kamma
  • Sanskrit: Karma (कर्म)
  • Übersetzung: Handlung, Tat, Wirkung
  • Etymologie: Der Begriff stammt von der Wurzel kṛ- (tun, machen) und bedeutet wörtlich „Handlung“. In der buddhistischen Bedeutung ist vor allem die intentionale Handlung gemeint.
  • Synonyme: Wirken, Absichtsvolles Handeln, Ethisches Ursache-Wirkung-Prinzip

Beschreibung und Bedeutung

Karma im Säkularen Buddhismus

In einer säkularen Perspektive wird Karma nicht als metaphysisches Gesetz über Wiedergeburt interpretiert. Vielmehr versteht man Karma als ein psychologisch-ethisches Prinzip: Absichtsvolles Handeln formt unsere Wahrnehmung, unsere Gewohnheiten und unser Verhalten im Hier und Jetzt. Verantwortung, Achtsamkeit und Mitgefühl gelten dabei als ausreichend motivierende Kräfte für ethisches Handeln – ohne Rückgriff auf übernatürliche Vorstellungen.

Karma in Theravada und Mahayana

In der traditionellen buddhistischen Sichtweise wird Karma oft als Erklärung dafür verstanden, warum bestimmte Lebensumstände so sind, wie sie sind: Reichtum oder Armut, Gesundheit oder Krankheit, Glück oder Leid gelten als Resultate karmischer Handlungen aus früheren Leben. Dieses Verständnis soll dazu dienen, ethisches Handeln zu fördern, indem es langfristige Konsequenzen – über den Tod hinaus – betont.

Im Theravada-Buddhismus steht die individuelle Verantwortung für das eigene Handeln im Vordergrund. Karmische Folgen manifestieren sich in diesem oder zukünftigen Leben, wobei ethisches Verhalten zentral ist.

Im Mahayana-Buddhismus wird Karma in das Bodhisattva-Ideal integriert. Mitgefühl in jeder Handlung, das Handeln für das Wohl anderer, erzeugt besonders heilsames Karma.

Bezug zu westlichen Konzepten

Karma lässt sich mit ethischen Prinzipien in der Philosophie und der Psychologie vergleichen, z. B. mit dem Konzept der Verantwortlichkeit, der Gewohnheitsbildung oder der Wirkung von Gedanken auf Verhalten. Es ähnelt auch dem Prinzip des „Selbstverstärkenden Feedbacks“ in der Verhaltenstherapie.

 

Bezug zur täglichen Praxis und ethischem Leben

Im Alltag bedeutet Karma, Verantwortung für die eigene Haltung und Handlung zu übernehmen. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung hat eine Wirkung – auf sich selbst und auf andere.

Kurze Praxis: Karma bewusst gestalten

  • Setze dich an einen ruhigen Ort und richte deine Aufmerksamkeit nach innen.
  • Denke an eine kürzliche Handlung mit ethischer Bedeutung.
  • Reflektiere: Was war meine Absicht? Welche Folgen hatte sie?
  • Frage dich: Wie kann ich künftig bewusster und mitfühlender handeln?
  • Setze eine Intention für einen heilsamen Impuls im heutigen Alltag.
  • Kehre mit Klarheit und Verantwortungsgefühl in den Tag zurück.

Suttas zum Thema Karma

  • Culakammavibhanga Sutta (MN 135) (MN 135)
    Der Buddha erklärt, wie unterschiedliche Handlungen unterschiedliche Wirkungen haben.
  • Upajjhatthana Sutta (AN 5.57) (AN 5.57)
    Eine Lehrrede über die fünf täglichen Betrachtungen, darunter: „Ich bin der Erbe meiner Taten.“
  • Dhammapada 1–2 (Dhp 1–2)
    Geistige Haltungen formen unsere Welt – Gedanken gehen Handlungen voraus.

Weitere Quellen

Links zu Enzyklopädien