Ist säkularer Buddhismus das Gleiche wie Achtsamkeit?

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Von Buddhastiftung

Achtsamkeit kann zwar als eine säkularisierte Form einer buddhistischen Praxis beschrieben werden, sie ist jedoch nicht dasselbe wie säkularer Dharma, die achtsame Praxis von Buddhas Lehre. Säkularer Dharma ist eine aufkeimende Bewegung, die versucht, die Weisheit aller Lehren des Buddha in einer zeitgemäßen Form zu interpretieren, d.h. für Menschen, die in einer aufgeklärten und demokratischen Gesellschaft aufgewachsen sind.

 

Pro Achtsamkeit ohne Dharma

Achtsamkeit wird heute weithin in säkularen Kontexten gelehrt, wie z.B. zur Stressbewältigung, losgelöst von seinen buddhistischen Wurzeln. Einige säkulare Dharma-Praktizierende befürworten solche Achtsamkeitskurse, weil sie den Schülerinnen und Schülern eine Praxis vermitteln, die ihr aktuelles Lebensproblem, d.h. Leiden im buddhistischen Sinn, lindern kann. Unabhängig davon, ob sich die Schülerinnen anfangs bewusst sind, dass diese Praxis buddhistische Wurzeln hat oder nicht, entwickeln sie möglicherweise ein vertiefendes Interesse an den Wurzeln der Achtsamkeit und wenden sich Gemeinschaften zu, in denen Achtsamkeit und verwandte Praxisformen in einen tieferen kulturellen und buddhistischen Kontext eingebettet sind.

 

Contra Achtsamkeit ohne Dharma

Andere säkulare Dharma-Praktizierende sind der Meinung, dass die Wertschätzung der Menschen für die Lehre des Buddha gemindert werden könnte, wenn Achtsamkeit kommerziell gelehrt wird, denn Gotama, der historische Buddha, lehrte viel mehr als nur Achtsamkeit. Außerdem könnten Schülerinnen, die nur eine bestimmte Praxis erlernen und feststellen, dass diese für sie “nicht funktioniert”, zu dem Schluss kommen, dass “der Buddhismus” als Ganzes nichts für sie ist.

 

Ethisches Handeln statt Selbstoptimierung

Im Kontext der Vier Aufgaben des säkularen Dharma betrachtet, bestehen Achtsamkeitskurse häufig nur aus den ersten drei Aufgaben: das Leben umarmen, die Reaktivität loslassen und das Enden der Reaktivität sehen. Diese drei Aspekte werden oft im Kontext einer Selbstoptimierung vermarktet. Die vierte Aufgabe – die Aufgabe des Handelns, mit deren Umsetzung wir unserem Leben eine Richtung geben und eine ethische Weise des Seins in der Welt kultivieren – fehlt in der Regel in den Mainstream-Achtsamkeitsprogrammen.

Der achtgliedrige Pfad

Diese vierte Aufgabe ist die Praxis des Achtgliedrigen Pfades (achtfacher Pfad) des Buddha, der in einer säkularen Lesart folgende Lebensbereiche umfasst:

  1. Authentische Weltanschauung;
  2. Angemessenes Denken und angemessene Absicht;
  3. Authentisches Sprechen;
  4. Angemessene Beschäftigung, die Arbeit, die wir tun und wie wir sie angehen;
  5. Wahres Überleben, mit anderen Worten, was wir im Leben tun, um zu überleben;
  6. Angemessene Anstrengung in unserem spirituellen Streben;
  7. Angemessene Achtsamkeit;
  8. Angemessene innere Integration

 

Mehr zum Achtgliedrigen Pfad aus säkularer Sicht >

Teile des Beitrags entstammen unserer Übersetzung des Artikels veröffentlicht als „Is secular dharma the same as mindfulness?“ in Buddhism for Beginners in Tricycle: The Buddhist Review. Mit freundlicher Genehmigung unserer Freunde von Tricycle.

 

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