Auszeichnung für Saskia Graf von der BuddhaStiftung: Der „Outstanding Women in Buddhism Award 2024“ würdigt ihren Einsatz für den Säkularen Buddhismus

Saskia Graf BuddhaStiftung Outstanding Women in Buddhism Award 2024 OBWA

Von Buddhastiftung

Am 8. März 2024, dem Internationalen Frauentag, wurden in Kaohsiung, Taiwan, zum 23. Mal die Outstanding Women in Buddhism Awards (OWBA) verliehen.

Mit den OWBA werden buddhistische Frauen aus der ganzen Welt, Ordinierte wie Laien, mit unterschiedlichsten Hintergründen für ihre Verdienste in verschiedenen Bereichen wie z.B. Vermittlung des Buddha-Dharma, Meditation, soziales Engagement, Künste ausgezeichnet. (weitere Informationen)

Dieser Preis ist viel mehr als nur eine persönliche Anerkennung. Er zeigt, wie wichtig die Arbeit aller ist, die sich dafür einsetzen, dass Frauen im Buddhismus die gleichen Chancen bekommen. Er zeigt auch, wie die Praxis des Buddhismus helfen kann, die Art und Weise, wie wir in unserer Kultur und Gesellschaft leben, positiv zu verändern. Zudem hebt der Preis hervor, wie wichtig ein offener und säkularer Zugang zu den Lehren Buddhas ist. Es freut uns, dass Saskia diesen Preis erhalten hat, besonders weil Martine Batchelor -die Schirmherrin der BuddhaSTiftung-, die auch für einen offenen und säkularen Buddhismus steht, vor zwei Jahren diese Anerkennung erhalten hat.

owba 2024 saskia graf

Persönlicher Bericht von der Preisträgerin Saskia Graf

 

Vielfalt und Gleichberechtigung im Mittelpunkt: 31 Preisträgerinnen eröffnen Feier mit Flaggen aus 16 Ländern

Die Preisverleihungszeremonie, der mehr als 800 internationale Gäste vor Ort sowie zahlreiche online beiwohnten, war an Würde, Feierlichkeit sowie gemeinsamer Freude darüber, was in den vergangenen Jahrzehnten bereits für Frauen im Buddhismus erreicht wurde, kaum zu übertreffen.

Eröffnet wurden die Feierlichkeiten durch den Einzug der 31 Preisträgerinnen, gefolgt von FahnenträgerInnen, die die Flaggen ihrer 16 Ursprungsländer präsentierten. Danach unterstrichen hohe Würdenträger der taiwanesischen Politik und internationaler buddhistischer Vereinigungen die Wichtigkeit eines gleichberechtigten Miteinanders, von Freiheit und Offenheit in Buddhismus und Alltag und würdigten die Verdienste der Preisträgerinnen.

Die persönliche Übergabe der Awards durch die Bhikkhunis Jian Yin, Dr. Ming Yu, Rattanavali und Dr. Lee war erfüllt von Dankbarkeit, Anerkennung, Mitgefühl und Achtsamkeit. Diese von Wertschätzung, Feierlichkeit und einer tiefen Menschlichkeit geprägte Atmosphäre hat mich im Innersten berührt.

Das Rahmenprogramm wurde von indigenen Bergvölkern mit Tanz und Musik abwechslungsreich und stimmungsvoll gestaltet.
An diesem und auch an den anderen Tagen tanzen und sangen Ordinierte und Laien ausgelassen miteinander. Alle spürten und zelebrierten, unabhängig von ihrer Herkunft, jeweiligen buddhistischen Strömung oder hierarchischen Stellung in ihrer Tradition, gemeinschaftliche Verbundenheit, Einheit im Reichtum der Vielfalt.

Auszeichnung für Engagement im säkularen Buddhismus

Den Award habe ich dafür erhalten, bei der Buddha-Stiftung einen offenen, säkularen Buddhismus zu lehren und zu fördern. Im Award Letter heißt es: „Wir möchten dich dafür auszeichnen, mit Mitgefühl und Weisheit auf die Bedürfnisse der Menschheit einzugehen und deine Begabungen mit anderen zu teilen, indem du den Dhamma und Meditation lehrst. Du inspirierst Menschen, dadurch, dass du einen säkularen Zugang zum Dharma anbietest, und im deutschsprachigen Raum u.a. Möglichkeiten für Meditation und Dhamma-Diskussionen schaffst. Deine Impulse berühren tiefgründig die Psyche der Gesellschaft und tragen zur Transformation bei. Wir danken für dein Engagement für traditionsübergreifende Zusammenarbeit deinen Einsatz für Hilfsprojekte, die Schutz und Bildungschancen für Mädchen und Frauen bieten.“

Sehr berührt hat mich, dass in Taiwan sowohl Ordinierte als auch Laien auf mich zukamen, um ihre Wertschätzung dafür auszudrücken, dass wir im Westen auf zeitgemäße und unserer Kultur angemessene Weise den Buddhismus lehren. Sie berichteten davon, dass sich in ihren Ländern immer mehr Menschen vom Buddhismus abwendeten. Umso mehr erfreue es sie, dass sich im Westen zunehmend mehr Menschen für den Buddhismus interessierten. Einige betonten, dass der Buddhismus auch in Asien ganz unterschiedliche Ausprägungen habe, und dass es daher wichtig sei, ebenso in Europa einen unserer fortschrittlichen, aufgeklärten Gesellschaft entsprechenden Buddhismus zu entwickeln.

Während sich traditionelle Gruppen im Westen mit einem offenen, säkularen Buddhismus oft schwertun, diesen ablehnen oder sich davon bedroht fühlen, erkennt man den säkularen Buddhismus in Asien als eine zeitgemäße, legitime Interpretation des Buddhismus an. Das unterstreicht seine Relevanz und Bedeutung für die heutige Welt und deckt sich mit meiner Überzeugung, aus dem Reichtum, der den verschiedenen buddhistischen Traditionen innewohnt, zu schöpfen, und ihn mit vereinten Kräften, Weisheit und Mitgefühl zum Wohle aller fühlenden Wesen sowie dem Erhalt unseres Planeten nutzbar zu machen, das Leiden in der Welt zu lindern und positive Veränderungen herbeizuführen.

Miao Chon Kloster

Taiwanesische Gastfreundschaft beim Ausflugs- und Rahmenprogramm

Die Gastfreundschaft und Freundlichkeit, mit der wir in Taiwan empfangen und begleitet wurden, war überwältigend. Volontäre übersetzten für uns und umsorgten uns liebevoll. Der gesamte Ablauf und die Logistik mit Bussen (auf Grund der großen koreanischen Delegation waren wir eine Gruppe von gut 180 Menschen) war hervorragend organisiert und wir haben viel von der faszinierenden Natur Taiwans und mehrere imposante Tempel, die beeindruckende Kunstschätze beherbergen, gesehen. Überall wurden wir mit großer Gastfreundschaft, freudvoll empfangen und durften eine überwältigende Auswahl köstlicher Speise genießen.

Am Tag der Ankunft haben wir das Miao Guang Chan Kloster besucht, wo es einige kurze Eröffnungsreden, Tanzdarbietungen und Musik sowie ein beeindruckendes Bankett gab.

Nach der Preisverleihungszeremonie konnten wir das Fo Guang Shan Kloster besichtigen, das dem humanistischen Buddhismus verpflichtet ist, der – wie der offene, säkulare Buddhismus – eine moderne Entwicklung innerhalb des Buddhismus ist, der den Fokus der Praxis auf den Alltag, auf dieses Leben richtet, und den Schwerpunkt auf Fürsorge für diese Welt legt, statt ihr zu entsagen. Es ist das größte Kloster Taiwans und beherbergt die höchste Anzahl Ordinierte. Zum Kloster gehört ein bedeutendes Kunstmuseum, das Kloster betreibt zudem umfassende Sozial- und Medizinprogramme, darunter Waisenhäuser, Altersheime, ein Krankenhaus mit kostenloser medizinischer Versorgung und mobile Einheiten für abgelegene Dörfer, Versorgung von sozial Benachteiligten mit Kleidung und Essen sowie Projekte zum Arten- und Naturschutz. Außerdem betreibt das Kloster mehrere Kindergärten, Schulen, Ausbildungszentren und Universitäten mit strikt säkularer Ausrichtung.

Am nächsten Tag haben wir das Chung Tai Chan Kloster besucht. Es ist mit 136 m das höchste Kloster der Welt und das zweitgrößte in Taiwan. Das Kloster ist ein architektonisches Meisterwerk und wurde im Inneren überaus stilvoll von den besten Kunsthandwerkern mit unterschiedlichsten hochwertigen Materialen gestaltet. Nach der hervorragenden Führung durch das beeindruckende Hauptgebäude wurden mit einer üppigen Auswahl an köstlichen traditionellen Speisen verwöhnt.

Danach haben wir den Diyuan Tempel besichtigt. Das Kloster beeindruckt durch seine reiche künstlerische Ausgestaltung. In der großen Haupthalle sind alle Wände mit großen Jadereliefen aus Buddhas Leben, die Meister aus Taiwan, China, Japan und Korea gemeinsam gestaltet haben, dekoriert. Die Halle im oberen Stockwerk ist in ihrem modernen, buten, lokalen Stil ebenfalls etwas ganz Besonderes. Zudem beherbergt das Kloster die größte aus Kampferholz geschnitzte liegende Buddha-Statue Südostasiens, unzählige Statuen von Arahats auf den Vorplätzen und ein sehenswertes Kunstmuseum.

Miao Chon Kloster als Bühne der Einheit: Bunte Zeremonie zum Buddha-Geburtstag

Die Abschlusszeremonie fand im Miao Chon Kloster statt. Zunächst wurde Buddhas Geburtstag mit traditioneller Buddha-Badezeremonie begangen. Feierlich wurden Buddhastatuen und weiße Elefanten auf mit prächtigem Blumenschmuck dekorierten Gestellen begleitet von Tanz und traditioneller Musik in einem Umzug zum Kloster getragen. Am Umzug nahmen Gruppen aus unterschiedlichen buddhistischen Traditionen und sogar eine christliche Gruppe der einheimischen Bergvölker teil. Dann haben alle Preisträgerinnen und die Klostergemeinschaft Räucherwerk und Gaben offeriert. Danach wurden die Buddhastatuen mit Tee, der aus einem Brunnen floss, übergossen.
Nach der Buddha-Badezeremonie gingen alle in den Hof, wo auf Tischen ein riesiges Tuch, das Taiwan zeigte, ausgebreitet war. Alle brachten Kerzen in Lotusform dar und stellen diese auf das Tuch. Dann wurden wir darum gebeten, gemeinsam dafür zu beten, zu wünschen und zu hoffen, dass Taiwan ein freies Land bleibt. (bereits bei der Eröffnungszeremonie kam in den Reden der Politiker deutlich zum Ausdruck, wie groß die Angst vor einer chinesischen Invasion ist, und wie wichtig in der Republik Taiwan die Werte von Freiheit und Demokratie sind)

Auch das Abschlussprogramm war eindrücklich. Die Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Ausgelassenheit mit der alle miteinander gefeiert, gelacht, getanzt und gesungen haben, war überaus berührend und natürlich war auch das Bankett wieder exquisit.

owba 2024 abschlussbankett

Gemeinsam für Gleichberechtigung und Weisheit: Erlebnisse und Freundschaften aus Taiwan

Wenn ich an die Tage in Taiwan zurückdenke, bin ich noch immer tief bewegt. Ich habe viele interessante, beeindruckende Frauen kennengelernt, die Bhikkhunis Dr. Lee und Rattanavali, die vor Ort das Projekt BuddhiRefuge der Buddha-Stiftung betreuen wiedergesehen, es sind Freundschaften entstanden und wir haben uns untereinander vernetzt. Den Veranstalterinnen bin ich zutiefst dafür dankbar, dass sie diese unvergessliche Preisverleihung ermöglicht haben.

Lasst uns weiterhin gemeinsam daran arbeiten, eine buddhistische Gemeinschaft und darüber hinaus eine Kultur und Gesellschaft des Erwachens zu schaffen, die die universellen Werte von Mitgefühl und Weisheit verkörpert und wirkliche Gleichberechtigung und Chancengleichheit ermöglicht.

Dr. Lee BuddhiRefuge Saskia Graf OBWA

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