Menschen mit einer säkularen Dharma-Praxis streben danach, auf jeden Aspekt ihrer Erfahrung ihren ethischen Werten gemäß zu reagieren. Ihr Ziel ist es, als menschliche Wesen zu gedeihen und nicht eine Art “Erleuchtung” zu erreichen. Säkulare Dharma-Praktizierende meditieren auch nicht, um in ihrer Praxis immer versierter zu werden, um damit einen bestimmten Zustand zu erreichen, wie z.B. ein Verständnis der “letztendlichen Natur der Realität” oder Befreiung von Samsara, dem Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt.
Keine letztendliche Realität oder wahre Natur
Die säkulare Dharma-Praxis arbeitet mit dem “Selbst”, d.h. der eigenen Identität, und der Welt. Die Arbeit der Praktizierenden besteht darin, beides zu verstehen und gemäß den Werten und der Vision des DharmaDer Begriff Dharma (Dhamma in Pali) bedeutet wörtlich "das Tragende" oder "das was hält", also das, an was man sich halten kann. Es bezeichnet im säkularen Buddhismus Buddhas Le... Mehr > zu transformieren. Dies wird nicht erreicht, indem wir das SelbstDas Selbst oder Ego ist die komplexe Funktion des Geistes, die dazu dient unseren Alltag zu strukturieren und ordnen. Es ist aus buddhistischer Sicht an der Entstehung von Leiden b... Mehr > und die Welt transzendieren, sondern indem wir das Selbst und die Welt, in der wir leben, kultivieren und erschaffen. Diese Aufgabe erfordert Engagement, nützliche Fähigkeiten, Kreativität und Vorstellungskraft.
Nirvana ist die Erfahrung von Freiheit der eigenen reaktiven Muster
Die dritte Aufgabe des säkularen DharmaDer Begriff Dharma (Dhamma in Pali) bedeutet wörtlich "das Tragende" oder "das was hält", also das, an was man sich halten kann. Es bezeichnet im säkularen Buddhismus Buddhas Le... Mehr > – das Aufhören der ReaktivitätReaktivität im buddhistischen Sinne bezeichnet gewohnheitsmäßige, quasi-automatisch ablaufende Reaktionen, die das Leben in uns hervorruft, wenn wir unreflektiert, unbewusst ein... Mehr > zu sehen und jeden Moment zu erfahren – bezieht sich auf ihre Auslegung des Pali-Wortes nibbanaNibbana (Nirvana in Sanskrit), siehe unter Nirvana > Mehr > (SanskritSanskrit ist eine altindische Sprache der Veden, einer Sammlung religiöser mündlicher Überlieferungen im Hinduismus, die bis in 15. Jhd. vor Chr. zurückreicht. Sanskrit ist die... Mehr >: nirvanaNirvana (Nibbana auf Pali) ist ein oft missverstandener Begriff. Das aus dem Sanskrit stammende Wort bezeichnet eine Erfahrung, frei von Reaktivität und Konditionierung zu sein ... Mehr >). Nirvana wird im traditionellen BuddhismusIm allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Buddhismus die gesamte Lehrtradition (Texte, Lehrer), Praxis und Rituale der buddhistischen Lehre und Ausübung in den jeweiligen K... Mehr > traditionell mit “Erleuchtung” gleichgesetzt. Im Englischen kann das Wort “enlightenment” wie das Wort „Erleuchten“ im Deutschen auch auf das An- und Ausschalten eines Lichtschalters hinweisen: entweder man ist erleuchtet oder man ist es nicht. Für säkulare Dharma-Praktizierende ist jedoch das Pali-Wort bodhiBodhi (Pali) hat den gleichen Wortstamm (budh) wie Buddha und bedeutet wörtlich Erwachen, wird aber im Deutschen und Englischen häufiger auch mit Erleuchtung übersetzt. Mehr I... Mehr >, “Erwachen”, viel zutreffender, das auch der BuddhaDefinition Buddha ist ein Titel für jemanden, der vollständige Erkenntnis über die Natur und die Dynamiken des Lebens erlangt hat und frei von Unwissenheit und Leiden (Dukkha) i... Mehr > selbst benützt hat.
“Erleuchtung” impliziert eine dauerhafte Veränderung des Zustands, die jemanden über den Bereich des Leidens hinausführt. Im Gegensatz dazu ist “Erwachen” eine Erfahrung, so vergänglich wie jede andere, aber eine, die – wenn wir sie oft genug gemacht haben – einen prägenden Einfluss darauf hat, wer wir sind und wie wir unser tägliches Leben leben. Als Beispiele für diese Art des ErwachensDefinition Bodhi (Erwachen) bezeichnet im Buddhismus das Erreichen tiefster Einsicht in die Dynamiken, die unsere Lebensrealität schaffen und die Befreiung von Stress, Leid, Unzuf... Mehr > können wir Buddha´s Metaphern des Zimmermanns, des Bauern oder des Pfeilschmieds heranziehen. Diese Metaphern für das “Erwachens” beschreiben Handwerker, deren erwachtes Leben eine schöpferische und gleichzeitig geerdete Tätigkeit ist und kein Verweilen in einem jenseitigen Endzustand.
Teile des Beitrags entstammen unserer Übersetzung des Artikels veröffentlicht als „What does secular dharma teach about enlightenment?“ in Buddhism for Beginners in Tricycle: The Buddhist Review. Mit freundlicher Genehmigung unserer Freunde von Tricycle.