Definition
Bhavana (Kultivieren, Entwickeln) beschreibt das Prinzip der bewussten und schrittweisen Kultivierung hilfreicher Qualitäten und Gewohnheiten in den buddhistischen Lehrreden. Im Zentrum der buddhistischen Praxis liegt das Prinzip, dass ErwachenDefinition Bodhi (Erwachen) bezeichnet im Buddhismus das Erreichen tiefster Einsicht in die Dynamiken, die unsere Lebensrealität schaffen und die Befreiung von Stress, Leid, Unzuf... Mehr > (BodhiBodhi (Pali) hat den gleichen Wortstamm (budh) wie Buddha und bedeutet wörtlich Erwachen, wird aber im Deutschen und Englischen häufiger auch mit Erleuchtung übersetzt. Mehr I... Mehr >) dadurch verwirklicht wird, dass der Herzgeist (CittaCitta (Pali) bezeichnet den Geist im allgemeinen, aber auch Bewusstsein v.a. in Verbindung mit dem Willen und mit Emotionen und auch Geisteszuständen (z.B. den "Geistesgiften"). E... Mehr >) von negativen Einflüssen und Gewohnheiten durch schrittweise Kultivierung hilfreicher Qualitäten befreit wird. Dies umfasst sowohl eine meditative Praxis als auch die ethische Lebensführung und die Entwicklung heilsamer Perspektiven und Haltungen.
Übersetzung und Wortherkunft
- PaliPali ist eine indische Sprache, die heute nicht mehr gesprochen wird. Ob Pali jemals eine gesprochene Sprache war, ist unbekannt. Es ist die Schriftsprache in der die frühesten bu... Mehr >: Bhavana
- SanskritSanskrit ist eine altindische Sprache der Veden, einer Sammlung religiöser mündlicher Überlieferungen im Hinduismus, die bis in 15. Jhd. vor Chr. zurückreicht. Sanskrit ist die... Mehr >: Bhavana
- Übersetzung: Entwicklung, Kultivierung, Meditation
- Etymologie: Der Begriff leitet sich von der Wurzel bh?- (werden, entstehen lassen) ab und bedeutet wörtlich “etwas ins Leben rufen” oder auch “etwas kreieren”
- Synonyme: Geistestraining, Herzensschulung, spirituelle Entwicklung
Beschreibung und Bedeutung
Bhavana bezeichnet den schrittweisen Prozess der inneren Entwicklung, die in den Lehrreden des Buddhas durch die Schulung der Aspekte des Achtfachen PfadesDefinition Der Achtfache Pfad ist die umfassende Beschreibung dessen, was man im Buddhismus als Praxis versteht. Der Buddha beschreibt den Achtfachen Pfad als gangbaren Weg zur Üb... Mehr > erfolgt. Dazu gehören ethische Qualitäten ebenso wie bewusste Intentionen, die Auswahl hilfreicher Perspektiven, aber auch die Schulung des Herzgeistes durch SatiSati ist das ursprüngliche Wort in Pali, das der Buddha nutzte um das zu beschreiben, was wir heute als Achtsamkeit bezeichnen. Mehr > (AchtsamkeitDefinition Sati (Achtsamkeit) ist eine dem Menschen angeborene Fähigkeit, die es erlaubt sich etwas zu vergegenwärtigen bzw. präsent zu machen. Sie hilft zum Beispiel dabei den ... Mehr >) und SamadhiSamadhi (Pali) bedeutet (geistige) Sammlung und Konzentration insbesondere in der Meditation bzw. Vipassana-Meditation. Traditionell wird samādhi auch als Einspitzigkeit übersetz... Mehr > (Sammlung). Ziel ist es diejenigen Muster und Gewohnheiten, die zu mehr Druck, Leid, Stress und Unzufriedenheit (DukkhaDukkha (Pali), meist übersetzt mit Leiden, steht für all die schwierigen und unvermeidbaren Aspekte unseres Lebens: Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Trennung von denen die man lieb... Mehr >) führen, aufzulösen und stattdessen hilfreiche Gewohnheiten zu trainieren.
Im Säkularen BuddhismusSäkularer Buddhismus bezeichnet eine westliche Form des Buddhismus, der die frühen Quellen des Buddha als wichtig erachtet, auf dogmatische, metaphysische Glaubensinhalte verzich... Mehr > wird Bhavana als lebenslange Praxis verstanden, die nicht nur Meditation, sondern auch achtsames Handeln und ethische Reflexion umfasst. Es geht darum, Gewohnheitsmuster bewusst zu verändern und eine mitfühlende Haltung zu kultivieren.
Im TheravadaTheravada (Pāli, Schule der Ältesten) ist die einzige der frühen buddhistischen Schulen, die bis heute überdauert hat. Der alte Begriff Hinayana (kleines Fahrzeug) für den The... Mehr >-Buddhismus bezieht sich Bhavana vor allem auf die Schulung in Samatha-Meditation und VipassanaVipassana (Pali) kann mit „Einsicht“ übersetzt werden, einem klaren Bewusstsein dessen, was genau passiert, wenn es passiert. Vipassana als Meditationsübung ist vor über 200... Mehr > (Einsichtsmeditation).
Bezug zur täglichen Praxis und ethischem Leben
Wir praktizieren Bhavana immer dann, wenn wir uns hilfreiche Gewohnheiten aneignen und Qualitäten in unserer Haltungen und unseren Handlungen kultivieren, die uns selbstDas Selbst oder Ego ist die komplexe Funktion des Geistes, die dazu dient unseren Alltag zu strukturieren und ordnen. Es ist aus buddhistischer Sicht an der Entstehung von Leiden b... Mehr > und anderen eine Hilfe sind. Das können wir sowohl in der formalen Meditation tun, indem wir unsere Aufmerksamkeit auf das Lenken, was uns ein Gefühl von Ruhe, Stabilität oder Wohlbefinden vermittelt, als auch indem wir im Alltag bewusst Qualitäten wie Wohlwollen, Fürsorge, MitfreudeMitfreude ist die Übersetzung von Mudita (Pali). Mehr >, Dankbarkeit, Wertschätzung oder Gelassenheit einbringen und wahrnehmen. Erleben wir Herausforderungen, so besteht eine Form von Bhavana darin, einen nicht-reaktiven Umgang damit zu finden.
Kurze Praxis: Eine Qualität kultivieren
- Wähle dir eine Qualität oder Haltung, von der du weißt, dass sie für dich hilfreich ist, zum Beispiel Wohlwollen, Fürsorge, Gelassenheit, Geduld, Ruhe, Klarheit, etc.
- Erinnere dich an Momente, in denen du selbst diese Qualität wahrgenommen hast. Erinnere dich an Gelegenheiten, in denen andere Menschen diese Qualität verkörpert haben. Nimm wahr, wie sich diese Qualität im körperlichen Empfinden, in deiner Stimmung und deine Gedanken zeigt.
- Nutze dann achtsame Momente im Alltag, um dich zu fragen: “Auf welche Art und Weise könnte sich diese Qualität jetzt gerade zeigen?”