Definition

Bhavana (Kultivieren, Entwickeln) beschreibt das Prinzip der bewussten und schrittweisen Kultivierung hilfreicher Qualitäten und Gewohnheiten in den buddhistischen Lehrreden. Im Zentrum der buddhistischen Praxis liegt das Prinzip, dass Erwachen (Bodhi) dadurch verwirklicht wird, dass der Herzgeist (Citta) von negativen Einflüssen und Gewohnheiten durch schrittweise Kultivierung hilfreicher Qualitäten befreit wird. Dies umfasst sowohl eine meditative Praxis als auch die ethische Lebensführung und die Entwicklung heilsamer Perspektiven und Haltungen.

Übersetzung und Wortherkunft

  • Pali: Bhavana
  • Sanskrit: Bhavana
  • Übersetzung: Entwicklung, Kultivierung, Meditation
  • Etymologie: Der Begriff leitet sich von der Wurzel bh?- (werden, entstehen lassen) ab und bedeutet wörtlich “etwas ins Leben rufen” oder auch “etwas kreieren”
  • Synonyme: Geistestraining, Herzensschulung, spirituelle Entwicklung

Beschreibung und Bedeutung

Bhavana bezeichnet den schrittweisen Prozess der inneren Entwicklung, die in den Lehrreden des Buddhas durch die Schulung der Aspekte des Achtfachen Pfades erfolgt. Dazu gehören ethische Qualitäten ebenso wie bewusste Intentionen, die Auswahl hilfreicher Perspektiven, aber auch die Schulung des Herzgeistes durch Sati (Achtsamkeit) und Samadhi (Sammlung). Ziel ist es diejenigen Muster und Gewohnheiten, die zu mehr Druck, Leid, Stress und Unzufriedenheit (Dukkha) führen, aufzulösen und stattdessen hilfreiche Gewohnheiten zu trainieren.

Im Säkularen Buddhismus wird Bhavana als lebenslange Praxis verstanden, die nicht nur Meditation, sondern auch achtsames Handeln und ethische Reflexion umfasst. Es geht darum, Gewohnheitsmuster bewusst zu verändern und eine mitfühlende Haltung zu kultivieren.

Im Theravada-Buddhismus bezieht sich Bhavana vor allem auf die Schulung in Samatha-Meditation und Vipassana (Einsichtsmeditation).

Bezug zur täglichen Praxis und ethischem Leben

Wir praktizieren Bhavana immer dann, wenn wir uns hilfreiche Gewohnheiten aneignen und Qualitäten in unserer Haltungen und unseren Handlungen kultivieren, die uns selbst und anderen eine Hilfe sind. Das können wir sowohl in der formalen Meditation tun, indem wir unsere Aufmerksamkeit auf das Lenken, was uns ein Gefühl von Ruhe, Stabilität oder Wohlbefinden vermittelt, als auch indem wir im Alltag bewusst Qualitäten wie Wohlwollen, Fürsorge, Mitfreude, Dankbarkeit, Wertschätzung oder Gelassenheit einbringen und wahrnehmen. Erleben wir Herausforderungen, so besteht eine Form von Bhavana darin, einen nicht-reaktiven Umgang damit zu finden.

Kurze Praxis: Eine Qualität kultivieren

  • Wähle dir eine Qualität oder Haltung, von der du weißt, dass sie für dich hilfreich ist, zum Beispiel Wohlwollen, Fürsorge, Gelassenheit, Geduld, Ruhe, Klarheit, etc.
  • Erinnere dich an Momente, in denen du selbst diese Qualität wahrgenommen hast. Erinnere dich an Gelegenheiten, in denen andere Menschen diese Qualität verkörpert haben. Nimm wahr, wie sich diese Qualität im körperlichen Empfinden, in deiner Stimmung und deine Gedanken zeigt.
  • Nutze dann achtsame Momente im Alltag, um dich zu fragen: “Auf welche Art und Weise könnte sich diese Qualität jetzt gerade zeigen?”